Marienthal
20. Februar 2018Hamburgs Dschungel – Viertel der Alleen
Das Tal dieses Quartiers durchzieht im Norden die Bahntrasse der R10, und bildet den Grenzverlauf zu Wandsbek. Die Marienthaler nutzen das nahe Wandsbek für ihre Einkäufe und den Verkehrsknotenpunkt „Wandsbek Markt“ (ZOB), U1. Um von dort zu Fuß in das grüne Viertel zu gelangen, empfehlen sich die Bahnübergänge im „Schlossgarten“ und am „Wandsbeker Bahnhof“. Abseits befinden sich weitere Überwege.
Der Zugang zur Unterführung „Luetkensallee“ ist nicht barrierefrei. Die Robert-Schuman-Brücke (Ring 2) ist dem Autoverkehr vorbehalten. Vom Schloss zum Wohnquartier
Einst stand ein Schloss in Wandsbek. Das dreiflügelige Gebäude mit Mittelturm ging aus der alten Wandesburg (von 1564) hervor. 1762 kam das Areal in den Besitz des Wandsbeker Politikers und Geschäftsmannes Carl von Schimmelmann. Er riss das alte Herrenhaus ab und erschuf das Wandsbeker Schloss, welches mit einem großen Park- und Gartengebiet umgeben wurde.
Schimmelmanns Erben verkauften das Gelände 1857 an den letzten Besitzer Johann Carstenn. Dieser ließ das noch intakte Schloss 1861 abreißen und parzellierte das gesamte Gebiet in Einzelgrundstücke für ein neues Wohnviertel. Die Wandsbeker Bürger wollten wenigstens einen Teil der Grünflächen erhalten.
So sind das ca. 2 Kilometer lange und 300 Meter breite „Wandsbeker Gehölz“ und die Marienanlage, ein Rest des ehemaligen Schlossgartengebietes. Nachdem Carstenn die Grundstücke gewinnbringend verkauft hatte, wurde der Bereich erschlossen und Marienthal entwickelte sich.
Über den Namen des neuen Stadtviertels gibt es verschiedene Versionen. Als richtig gilt jedoch die Entdeckung eines Wandsbeker Historikers und Autors. Dieser fand in einem Archiv in Schleswig-Holstein alte Schriftstücke, in denen Carstenn die damalige Regierung (den König von Dänemark) um Erlaubnis bittet, das neue Villenviertel „Marienthal“ zu nennen, nach dem Namen seiner ältesten Tochter. 1878 folgte die Eingemeindung nach Wandsbek. Mit dem Groß-Hamburg-Gesetz von 1938 ging Wandsbek an Hamburg.
Kein Hochhaus verstellt den Blick
Früher, als man fernere Ziele noch nicht so schnell erreichte, waren das Gehölz und der Schlossgarten ein beliebtes Ausflugsziel der Hamburger. Nahe des Allgemeinen Krankenhauses (Asklepius-Klinik Wandsbek) gab es viele Gasthäuser, Imbiss-Pavillons und sogar eine Pferderennbahn. Heute entdeckt mancher Spaziergänger Kleintiere und Waldvögel im ruhigen Wandsbeker Gehölz.
Wie überall in Hamburg kann man auf Hindernisse treffen: Kopfsteinpflaster, Bahnübergänge, enge Passagen, Steigungen und Gefälle. Kennt man erst die verschlungenen Pfade durch dieses schöne Wohntal, kann man sich in Marienthal barrierefrei bewegen.
Text und Fotos: Reinhard Schindler
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